Mittwoch, 25. Juli 2012

Class Room Managment - Teil 2: Vor der ersten Unterrichtsstunde

Im letzten Abschnitt haben wir Grundlegendes an Umgebung und Lehrerpersönlichkeit optimiert. Nun geht es an die erste Unterrichtsstunde nach den Ferien, bzw. deren Vorbereitung.
Da der erste Eindruck zählt sollten wir Verschiedenes bedenken, um eine starke Basis für die kommenden Wochen zu haben. CRM bedeutet im übrigen auch das Einüben von strukturierenden Ritualen und Regeln, also sollte frühzeitig damit begonnen werden - gleich in Stunde 1. Die erste Unterrichtsstunde dient dem Kennenlernen und vermitteln erster Strukturen.

Vor der ersten Unterrichtsstunde sollten wir daher:

  • einen (Blanko)Sitzplan entwerfen
  • Informationen über die Schüler von den Kollegen einholen
  • ggf. mit Eltern der Schüler sprechen
  • einen Elternbrief vorbereiten
  • (Blanko)Namensschilder bereit legen
  • Laborregelkatalog mit Unterschrift vorbereiten
  • Leistungsmatrix und Sozialverhaltensmatrix vorbereiten
  • Erwartungen & Grundprinzipien formulieren




Informationen, Informationen, Informationen

Ganz am Anfang stehen die Informationen über die Klasse. Je mehr und vielseitigere Informationen wir bekommen können, desto passgenauer können die anderen Schritte erfolgen. So kann ein Sitzplan schon komplett vorher entwickelt werden - der Lehrer sollte tatsächlich die Sitzordnung festlegen, da hier viele Fehler und Probleme schon verhindert werden können.
Auch aus Schülerperspektive sollte in heterogenen Gruppen an Differenzierung durch vermischte oder gebündelte unterschiedliche Leistungsniveaus gedacht werden, ebenso an Schwächen der Schüler (Verhaltensauffälligkeiten, Sehschwäche) und natürlich auch an Konflikte zwischen einzelnen Schülern. Die Schüler dies im Blick haben zu lassen überfordert und natürlich sitzt man selbst bei aller Logik lieber neben seinem Kumpel mit dem man Quatschen kann, statt neben jemand anderem.
Die Sitzordnung muss aber nicht unbedingt jetzt schon fest stehen. Ein Weg ist auch in der ersten Stunde zunächst eine vorläufige Sitzordnung einzuführen, die in den ersten Wochen noch geändert wird - zu oft sollte das dann allerdings auch nicht passieren. Generell zeigt die Erfahrung ist aber eine Sitzordnung gerade in auffälligen Klassen nichts starres, sondern ändert sich mit dem Erfahrungsradius des Lehrers. Hilfreich kann es sein in Stunde 1 eine Digitalkamera, Smartphone, o.ä. zur Hand zur haben, mit dem jeder Schüler mit Namensschild in der Hand (ja, wie ein Verbrecherfoto) fotografiert wird. Die Namensschilder haben wir dazu bereit gelegt. Zu Hause fällt damit die (Weiter)Entwicklung eines Sitzplanes deutlich einfacher und die Namen der Schüler können schneller eingeübt werden.
Der nächste Schritt sollte sein, das wir uns noch einmal kurz Gedanken machen, wer wir sind, welche Grundprinzipien uns wichtig sind, was wir im Schuljahr thematisch, inhaltlich, methodisch und pädagogisch mit der Klasse vorhaben und wie wir das alles möglichst kurz und knackig vermitteln können. 
Es ist hilfreich all dies in einem kurzen Elternbrief zu formulieren, der dann an die Schüler weitergegeben wird. Es macht Sinn Eltern für die Arbeit mit der Klasse mit ins Boot zu holen. Gerade bei Konflikten zeigt sich, dass das Vorgehen in der Schule oft nur durch den Schüler gefiltert bei den Eltern ankommt.

Lehrer -> Schüler -> Eltern
Lehrer X Schüler <-> Eltern
Schüler <-> Lehrer <-> Eltern

Transparenz gleich zu Beginn kann dem Vorbeugen. Es gibt ja auch nicht viel zu verheimlichen. Natürlich sollte man nicht zu viel versprechen oder in Fachchinesisch abdriften. Sinnvoll erscheint:

  • Name
  • Kontaktmöglichkeit (und Erreichbarkeit)
  • Ziele des Unterrichts für den Schüler
  • Grundprinzipien des Unterrichtens
  • Hilfe einfordern

Natürlich sollte immer klar gemacht  werden, welche Möglichkeiten gerade diese Unterrichtsweise ermöglicht. Also statt: " Bei mir muss immer absolute Ruhe herrschen!" (nicht Zielorientiert) lieber schreiben: "Ich möchte den Schülern vermitteln, wie sie sich und anderen ein angenehmes Arbeitsklima ermöglichen."
Viel wichtiger als viele Worte ist m.E. der letzte Punkt: Hilfe einfordern! Gerade in höheren Klassenstufen sinkt das Engagement der Eltern für die Schule und weicht einem Verständnis, die Schule müsste die ausschließliche Bildungsarbeit leisten. Also: "Liebe Eltern, ich freue mich, wenn Sie sich mit Ideen und Anregungen einbringen. Es kann auch vorkommen, dass ich Sie um Mithilfe bitten werde."
Der Brief hilft auch die ersten Worte an die neuen Schüler auf den Punkt zu formulieren. Im Sinne von Zuckerbrot und Peitsche sollten dies Dinge sein, die man den Schülern bieten kann (ggf. auch warum diese Dinge wichtig für sie sind) und was man im Gegenzug dafür fordert und nochmal - kurz fassen!


"Ich biete euch....aber dafür erwarte ich auch...Wenn wir diesen Weg so gehen bringt euch das....Wenn jemand nicht bereit ist mitzugehen hat das die Konsequenz..."

Ich persönlich neige dazu diese Prinzipien von Schulrecht und Lehrplan abzuleiten, damit keine Beliebigkeit oder Subjektivität in den Regeln missverstanden werden kann. Schüler haben das RECHT auf guten Unterricht! Weil dazu auch Spaß und ein gutes Miteinander gehört sollte so eine Vorstellung später auch nicht vermitteln, dass man nur auf Paragraphen reitet. Wichtig ist ehrliche Werbung für das eigene Konzept!

Wir haben nun noch einige Punkte außen vor gelassen. Laborregeln, Leistungsbewertung und Erfassung von Sozialverhalten werden im nächsten Artikel Platz finden. Wir befinden uns immer noch VOR der ersten Stunde - CRM ist eben auch vor allem eins: Vorrausplanung, statt Nachbesserung!


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